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Estorf und die Wuenschelruten

"Oh, Sie gehen mit der Wünschelrute? Können Sie nicht mal eben bei uns nachschauen, ob hier etwas hindurchläuft?" Marlene und Dieter kommen bei ihrem Rundgang schnell mit einer Frau ins Gespräch, die gerade Kaffee aufgesetzt hat und ihren Zaungästen frischen Erdbeerkuchen anbietet. Doch Marlene und Dieter haben noch viel Arbeit und müssen auf das verlockende Angebot verzichten. Das vergangene Wochenende hielt für viele Bewohner des Ortes Estorf bei Nienburg an der Weser ähnliche Überraschungen bereit.



Estorf wird nämlich für Rutengängerinnen und Rutengänger in ganz Deutschland zunehmend ein Begriff. Hier veranstaltet der RVD e.V. in dem schönen Ambiente der Radlerscheune seinen Erfahrungsaustausch und Übungstage. Dort werden die neuesten und ältesten Arbeitstechniken ausprobiert. Die Teilnehmer aus dem In- und Ausland erwarten diesmal verschiedene praktische Aufgaben, die dann in Teamarbeit zu lösen sind.

Das diesjährige Treffen vom 10.05. - 13.05.12 bot den Teilnehmern eine besondere Rarität: Zum ersten Mal seit 1929 soll eine gesamte Ortschaft mit Wünschelruten begangen und untersucht werden. Im oberbayrischen Vilsbiburg hatte damals Freiherr von Pohl den Ort auf "Erdstrahlen" untersucht, um mögliche Zusammenhänge mit Krankheiten beweisen zu können. Die Fachwelt reagierte unterschiedlich darauf, doch wird seitdem immer wieder über das Thema dieser wohl nur fühlbaren Strahlungen diskutiert.

Nach einer Einführung in den Ort mit seinem historischen Kern, seiner Kirche und seiner Geschichte machen sich insgesamt fünf Gruppen an die Arbeit. In der südlich gelegenen Feldflur werden zunächst die Grundwasserströme lokalisiert und genau bestimmt. Jede einzelne Ader wird dann, Abschnitt für Abschnitt weiter bis in den Siedlungsbereich hinein verfolgt. Die Teilnehmer benutzen dazu nicht mehr den klassischen Haselnusszweig, sondern Instrumente, deren Bauteile aus der Mikrowellentechnik der Raumfahrt stammen. Die Wünschelrute wird so zu einer genauen Antenne, der spürende Mensch ein hochsensibler Empfänger. Unter der Leitung von Prof. Eike Hensch, Ingeborg und Hartmut Lüdeling und Christian Paetz gestaltet sich die Gruppenarbeit sehr spannend. Die erste Begehungslinie führt südlich des Ortes über Feld- und Wirtschaftswege mit 4,5 km Länge, vorbei an Feldern, Weiden, Baumhecken und durch kleine Wälder. Der Untergrund besteht aus Sand- und Kiesböden bis hin zur fruchtbaren Wesermarsch.

Im Ort selber entwickeln sich auch für die erfahrenen Teilnehmer besonders interessante Eindrücke. Leider sind klassische Wasseradern heute nicht mehr so leicht auszumachen, wie noch zu Zeiten des oberbayrischen Freiherrns. Metallgitter, Antennenanlagen, abgestellte PKW's, landwirtschaftliche Folien und viele andere Errungenschaften der heutigen Zeit verändern und beeinflussen die natürlichen Strahlungen. Angeregt durch die Bodenstrahlungen erzeugen sie auch neue Felder und Reflexionen, die sogar gute Fachleute schnell mit einer Wasserader verwechseln können. Wird dann ein Auto von einem Platz zum anderen bewegt, verändert sich u.U. die Strahlung und die Suche beginnt erneut. Hier Kurs zu halten und die Spreu vom Weizen zu trennen, ist die Herausforderung. Testobjekte, die von den anfangs gemuteten Wasseradern und anderen Störzonen gewonnen wurden, unterstützen diese hochkonzentrierte Arbeit.

Bei den Mutungen im Ort ergeben sich teilweise interessante Gespräche mit den Anliegern. Oftmals wird bestätigt, dass auf den gemuteten Wasseradern nach Wasser gebohrt wurde und Brunnenanlagen oder Gartenpumpen gebaut waren. In einem Fall läuft eine gefundene Wasserader durch die Speisekammer eines Hauses, deren Bewohner schon draussen auf die Rutengänger/innen warten und sie in ihren Garten bitten. Sie erzählen von einem still gelegten Brunnen und von besagter Speisekammer, in der ihnen immer die Lebensmittel verderben, besonders schnell diejenigen, die auf dem Fußboden stehen. Wieder finden die Teilnehmer eine Bestätigung, dass sie mit ihren Mutungen richtig liegen. Das motiviert so richtig und voller Forscherdrang geht es dann weiter.

Ein beliebter Treffpunkt am Nachmittag ist das Cafe Storchennest, benannt nach dem echten Storchnest in der Nähe. An diesem Tag können die Storcheneltern beim füttern ihrer Jungen entdeckt werden. Storchennester sollen ja auf guten Plätzen stehen und so stärkt nicht nur Kaffee und Kuchen, sondern wohl auch die Energie dieses harmonischen Platzes.

Die einzelnen Ergebnisse werden im Anschluss in einer umfangreichen Dokumentation zusammengefasst. Prof. Eike Georg Hensch aus Nienburg und Hartmut Lüdeling, Vorsitzender des Radiaesthesievereins sind jedenfalls optimistisch, dass das Werk in etwa drei Monaten interessierten Estorfern zur Verfügung gestellt werden kann.

Vielleicht sind einige der Teilnehmer/innen wieder mit dabei und können dann in Ruhe einen leckeren selbstgebackenen Estorfer Kuchen geniessen. Wir berichten an dieser Stelle über aktuelle Zwischenergebnisse.